Trotzalter und Pubertät - Selbständigkeit will gelernt sein
Wutgeschrei erfüllt den Flur. Er liegt bäuchlings auf dem Boden. Die kleinen Fäuste und Füße trommeln auf das Linoleum. Schuhe, Mütze und Jacke liegen in der Ecke. Mein kleiner, zweijähriger Sohn: er wollte schon mal in den Garten gehen, doch das Anziehen hat leider überhaupt nicht geklappt. Zorn und Frust liegen in der Luft ...
Szenenwechsel. Zwölf Jahre später: Die Tür fliegt mit lautem Krachen ins Schloss. Laut polternd stürmt er die Treppe hoch. Es klingt, als sei eine Elefantenhorde unterwegs. Oben knallt die nächste Tür. Er hat sich den Nachmittag ganz anders vorgestellt: Mein großer Sohn.
Selbständig werden ist ein Prozess: Ob ein vor Wut brüllendes Kleinkind oder ein türenknallender Jugendlicher – beide Phasen stellen Eltern vor besondere Herausforderungen. Obwohl es hier um unterschiedliche Entwicklungen geht, gibt es dennoch Gemeinsamkeiten. Die Kleinkinder entwickeln, genauso wie die Jugendlichen, ihre eigene Persönlichkeit. Sie probieren sich aus und testen Grenzen. Um gute und verständnisvolle Begleiter zu sein, brauchen Eltern in diesen Zeiten Nerven wie Drahtseile, ein inneres „Bei sich bleiben“, eigene Werte und Überzeugungen sowie eine große Portion Liebe und Verständnis. All das geht nur, wenn sie verstehen, was da überhaupt mit den Kindern passiert.